Der „Swatte Schooster“

Der "swatte Schooster"

Der „Schwarze Schuster“ ist eine plattdeutsche Geschichte über einen Eigenbrötler, der um das Jahr 1900 nach Ellerndorf kam.

Viel Spaß beim Lesen!

Symbolbild Schuster

Der "Swatte Schooster" war Heinrich Christoph Wilhelm Steincke

* 10. August 1853 in Schelploh
+ 2. Oktober 1933 in Ellerndorf

Dat is een gruuslike Geschicht. 

De swatte Schooster harr al vör’n eersten Weltkrieg no Ellerndörp komen. Woher, dat kunn mik keenen seggen. Eeen eegenordigen Minschen,  een Ort Tippelbroder oder Handwarksbursch, jümmer dreckig un speckig. Heinrich Steinke hett he heeten, weer Schooster un woll in Ellerndörp övernachten. De Dörpvörsteher hett em in’t Armenhuus inwiest, dor buten an’n Barg. Un dor is he bläben un hett sik up sien Ort hüslich inricht. 

Dat door keen Woderpump weer, hett em nix utmokt, wat he bruken dä, hol he sik ut een Woderpool in’e Wisch. Dor seeten Poggen binnen. Dat Woder weer nich so klor as ut’n Bääk. Villicht hett em dorbi dat Waschen vergohn, so aver bruk he keen Seep un ok keen Handdook. So hett he mit de Tied de swatte Schooster heeten. 

Sien Möbelmang weer temmlich kröppelich: Stohl, Disch, Schrank un Bett. Dat weer för em noog. He hett sik ok beten Veeh holn, Swien, Zick, Hund un Heuhner. Bet up de Zick weer sien Veehtüch ok in sien Schoosterstuuv togang. De Zick stünn in een lütten Stall, dan he ni nich utmessen dä. Tolest möß he tön Melken dörch de Luk krabbeln, wiel de Meß al höger as de Döör weer.

So weer sien ganze Huuswirtschaft, wat liggen dä, dat leeg. Un as de Lüüd ehr Schoh bröchen, smeet he se eenfach up’n Barg un harr achteran sien Last, se wedder utnanner to finnen. De Buersfroh Henny Otte meen, in’n eersten Weltkrieg harr se as junge Deern ut Wichtenbeck dor Schoh henbrocht, wiel se jümmer Ledder harr. Se harr sik bannig wunnert över soväl Swienkrom. Aver de Lüüd bröchen ehr Schoh hen, ok de Paster ut Eimk. Väl Lüüd hebbt aver ok ehr Schoh nich avholt, mit de Tiet leeg een groden Barg dor. 

Villicht harr dat mit dan Schooster bäter wän, as he een Froo krägen harr. Aver so weer dat nix. Balbeern dä he sik ok nich, vun Tied to Tied blots dan smäriken Zickenbort mit de Schoosterscheer avsnieden. Grode Ansprüch stell he nich. He smök sien Piep un wat ton Middageten hol he sik jeden Mitteg in twee Pütt vun de Buern ut’n Dörp. Eenmol in’e Wck güng he no de Verhörner Möhl un hol sik Brot. De eenzige, de em mol av un an beseuken dä, weer de Tippelbroder Willem Becker, de bleev denn ok över Nacht.

So güng dat lange Johr, bet 1922 dat Armenhuus avbrennt is. De Schooster kunn sik just noch retten. Dor hebbt de Lüüd em weenen sehn, wo de Tronen runnerleepen, keem de schiere Huut in’n Gesicht ton Vörschien. Wo schöll he nu hen?Bi’n Buern Otte in’t lütte Huusis he unnerkomen. Dor hett he wohnt bet he 1937 mt över sömtig Johr storben is. 

En öllere Froo sä: Loot em wet sien as he will, he hett keen Minschen wat to leed don! Un keen mol no Ellerndörp kummt un weeten will, wo de swatte Schooster huust het, schall no’n Schoosterbarg gohn, denn sütt he dat.

Und nun noch einmal auf Hochdeutsch 🙂

Vorsicht: Die Geschichte ist ein bisschen eklig. 

Der schwarze Schuster kam schon vor dem Ersten Weltkrieg nach Ellerndorf. Woher er kam, konnte niemand sagen. Er war ein eigenartiger Mensch, eine Art Landstreicher oder Handwerksbursche, immer dreckig und speckig. Heinrich Steinke nannte er sich, war Schuster und wollte in Ellerndorf übernachten. Der Dorfvorsteher verwies ihn an das Armenhaus, draußen am Berg. Dort blieb er und richtete sich häuslich ein.

Dass es dort keine Wasserpumpe gab, machte ihm nichts aus. Was er benötigte, holte er sich aus einem Wasserloch in der Wiese. Das Wasser war dreckig und lange nicht so klar, wie das aus dem Bach. Vielleicht ist ihm dabei das Waschen vergangen, jedenfalls benutzte er auch keine Seife und kein Handtuch. Mit der Zeit wurde er deshalb „der schwarze Schuster“ genannt. 

Seine Einrichtung war sehr spärlich: Stuhl, Tisch, Schrank und Bett. Das reichte ihm. Er schaffte sich auch ein paar Viecher an: ein Schwein, eine Ziege, einen Hund und Hühner. Bis auf die Ziege lebte sein Viehzeug mit in seiner Schusterstube. Die Ziege stand in einem kleinen Stall, der nie ausgemistet wurde. Zuletzt musste der Schuster zum Melken durch eine kleine Luke krabbeln, weil der Mist schon bis über die Tür stand.

Genau so dreckig war auch seine ganze Hauswirtschaft. Was erstmal lag, das blieb einfach liegen. Wenn die Leute ihre Schuhe brachten, schmiss er sie auf einen Haufen und hatte später einige Probleme die Paare wieder zusammenzufinden. Die Bauersfrau Henny Otte erzählte später, während des Ersten Weltkrieges brachte sie als junges Mädchen aus Wichtenbeck einmal Schuhe zu ihm. Sie hat sich sehr gewundert über soviel Dreck. Aber die Leute brachten ihre Schuhe trotzdem hin, sogar der Pfarrer aus Eimke. Viele Leute holten ihre Schuhe allerdings nicht wieder ab und mit der Zeit hatte sich deshalb ein großer Berg angesammelt. 

Vielleicht wäre es dem Schuster besser ergangen, wenn er eine Frau gefunden hätte. Aber so wurde das natürlich nichts. Rasiert hat er sich auch nie. Von Zeit zu Zeit schnitt er sich den Zickenbart einfach mit der Schusterschere ab. Große Ansprüche stellte er nicht. Er rauchte seine Pfeife und zum Mittagessen holte er sich immer etwas vom Bauern aus dem Dorf. Einmal in der Woche ging er zur Verhorner Mühle und holte sich Brot. Der einzige, der ihn gelegentlich besuchte, war der Landstreicher Willem Becker, der dann auch über Nacht blieb.

So ging es viele Jahre, bis 1922 das Armenhaus abbrannte. Der Schuster konnte sich gerade noch retten. Damals sahen die Leute ihn weinen, und wo die Tränen über das Gesicht liefen, kam endlich saubere Haut zum Vorschein. Wo sollte er nun aber hin? Er kam beim Bauern Otte im kleinen Haus unter. Dort lebte er, bis er 1937 mit über siebzig Jahren starb. 

Eine ältere Frau sagte mal: Lasst ihn sein wie er will, er hat niemandem etwas getan! Und wer mal nach Ellerndorf kommt und wissen will, wo der schwarze Schuster gelebt hat, sollte auf den Schusterberg steigen, dann sieht er es.