Der Ellerndorfer Stein
Der Ellerndorfer Stein Text frei nach einer Rede zum Stein-Jubiläum im Jahr 2023: Thomas Baltz, Ellerndorf Wo kommt der Stein eigentlich her? Vor Millionen Jahren entstand durch Vulkanismus in Norwegen ein Gebirge, ganze 8.000 Meter hoch. Hunderttausende Jahre später ereigneten sich mehrere Eiszeiten, immer mal unterbrochen durch Warmzeiten. Eispanzer schoben sich über die Nord- und Ostsee, trugen dabei dieses hohe Gebirge ab und überrollten, mit dem Geröll im Schlepptau, sehr langsam unter anderem Nordeuropa. Die gewaltigen Gletscher, bis zu 3.000 Meter mächtig, kamen und gingen und formten auch unsere Heidelandschaft. Am Ende der letzten Eiszeit entstanden durch das Schmelzwasser Urstromtäler, riesiger als der Amazonas. Sie hinterließen kleine, gemahlene Felsbrocken (Sand), das Steinhuder Meer bei Hannover, und: große Steine. Zu diesen gehört auch unser Felsbrocken. Zu uns kam er also direkt aus Norwegen. Dieser und viele andere Felsbrocken lagen nun überall so herum und wurden je nach Form von den Menschen als Baumaterial oder für Hünengräber verwertet und sogar als Phallussymbol aufgestellt. Unser Stein sieht nun nicht aus wie ein Phallus. Er sollte eigentlich mal als Grabstein für Hans-Hermann Riggert aus Eimke dienen. Aber genauso gewaltig wie die Kräfte der Natur war Lothar Constantins Idee, den Stein, den er beim Leistungshüten auf einer sumpfigen Wiese entdeckte, für uns zu retten und ihn als Dorfstein in Ellerndorf aufzustellen. Gesagt, getan: Nach viel Überzeugungsarbeit bei Hans-Hermann (Hansel) Riggert und mit Karl-Heinz (Kalle) Kuhlmanns Unterstützung zogen viele Helfer den Stein in einem frostigen Winter aus der Sumpfwiese heraus. Wer beim Aufstellen des Steines im Jahre 2003 dabei war, ist auf einer Plakette auf der Rückseite des Steines verewigt. Es muss gesagt werden, dass alleine das Anbringen dieser Plakette 15 Jahre gedauert hat! Sie lag eingestaubt in der Garage von Thomas Baltz („Gut‘ Ding will Weile haben…“). Zuvor musste nämlich noch die Frage geklärt werden: Wohin mit dem Stein? Also begann eine Odyssee durch die Behörden. Thomas Baltz fragte bei der Gemeinde, der Samtgemeinde und schließlich beim Landkreis Uelzen nach. Niemand fühlte sich zuständig, eine schriftliche Genehmigung für einen Aufstellungsort auszustellen. Nach langem Hin und Her stellte sich heraus, dass der mittlerweile ausgesuchte Standort am Ortsausgang Richtung Brockhöfe zum so genannten „Kreisstraßenrandgrundstück“ der Kreisstraße gehört, die durch unser Dorf führt. Damit lag die Zuständigkeit klar beim Landkreis und die Baugenehmigung wurde endlich ausgestellt. Das Original befindet sich in der Dorfakte. Tage später verfehlte ein zu schnell fahrender, vollbesetzter Wagen nur knapp den Stein. Puh… Hätte er den Stein getroffen, und dann ohne Baugenehmigung, dafür hätten wir heute noch gezahlt… Auf der Vorderseite des Steins lesen wir zunächst die Jahreszahl der ersten Erwähnung von Ellerndorf im Jahre 1200. In der dazugehörigen Urkunde heißt unser Dorf „Elrigthorpe“, also das Dorf der Sippe des Ellari. So hieß der Knabe, sozusagen unser Gründervater. Also hat das alles auch gar nichts mit Erlen zu tun, diese heißen auf plattdeutsch nämlich „Ellern“. Somit sind auch die Erlenblätter in unserem Logo völlig falsch! Aber was soll’s – schön sieht’s ja trotzdem aus. Ja – es ist ein Logo. Kein Wappen! Wappen sind in der Wappenrolle eingetragen und müssen heraldischen Gesetzmäßigkeiten genügen. Das trifft hier alles nicht zu. Gezeichnet wurde das Logo von Thomas Baltz, gefräst von Manfred Brucker. Wir sehen darauf Heidelandschaften, einen von einem anderen Wappen geklauten Heidschnuckenkopf und geschwungene Linien, die den kleinen Bach „Brembeck“, in alten Aufzeichnungen Ellerbach genannt, zeigen sollen. Das Logo hat an den oberen Ecken so genannte „Eiserne Kreuze“, Eichenblätter und die erwähnten Erlenblätter, alles als reine Verzierung. Bei einer Besichtigung des alten Rathauses in Uelzen staunte ich nicht schlecht, als ich ein Ellerndorfer Wappen sah! Die Familie „von Ellerndorf“ , Stifterin der „Ellerndorfkapelle“ in der Uelzener St. Marien Kirche, stellte vor Jahrhunderten mehrere Bürgermeister Uelzens und besaß ein echtes Wappen. Darauf werden skizzenartig drei giebelseitig stehende Häuser mit gekreuzten pferdekopfartigen Firstverzierungen auf rotem Grund dargestellt. Nun ja – wir bleiben lieber bei unserem hübschen Logo. Tja, jetzt ist dieses Logo nach 20 Jahren auf dem Stein völlig verwittert, daher feiern wir also heute nicht nur das 20-jährige Jubiläum unseres Steines, sondern auch die Hoffnung, dass die Reparatur nicht auch wieder 20 Jahre dauern wird…